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Dem Regentropfen...

...Malasuerte seine Chance

Der Regentropfen Malasuerte war es wirklich leid, immer wieder diesen Weg von hoch oben im Himmel hinunter auf die Erde zu machen - …und wieder zurück.

Den freien Fall vom Himmel konnte er zumindest am Anfang noch geniessen. Aber je näher er der Erde kam, desto mehr verkrampfte er sich, und hatte Angst, dass er wieder das Gleiche erleben würde wie damals.
Seine Gedanken galten ausschliesslich diesen Löchern in den Strassen, mit den Gittern darauf.
In einen dieser Gullys, wie die Menschen sie nennen, war er bei seinem ersten Erdenflug gefallen.
War das ein Schock! Unten war so dunkel, dass ihn die Angst packte.
Ausgeliefert und machtlos wurde er mit anderen Wassertropfen dahin getrieben. Denen ging es offenbar auch nicht besser als ihm. Jedenfalls war es eine sehr gedrückte Stimmung.

Ein armer Tropf klagte, dass er jedes Mal auf seiner Reise zur Erde in einen Gully falle. Offenbar sei das sein Schicksal.
Ein anderer armer Tropf meinte, bei ihm sei es sogar genetisch bedingt, weil sein Vater und sein Grossvater das gleiche Schicksal hatten.
Abschliessend kamen sie überein, dass sie halt Unglückstropfen seien.

Malasuerte war damals sehr beeindruckt.
Er kam zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich auch nichts Besseres verdiene, als sein Leben auf Erden in dunklen Schächten zu fristen.
Mit den anderen Wassertropfen wurde er dahin getrieben und nach endlos langer Zeit in einen Fluss gespült.
Als er ans Tageslicht kam und später vom goldenen Licht der Sonne emporgehoben wurde, dachte er einen Augenblick, dass es nur ein böser Traum gewesen war. Im verdunsteten Zustand fühlte er sich auch leicht und glücklich. Am liebsten wäre er immer in der weissen Wolke geblieben und hätte die Erde nur von oben gesehen.

Aber er hatte keinen Einfluss darauf.
Während die Wolke dunkler und dunkler wurde, hörte er links und rechts aufgeregte Stimmen: „ich werde auf einer schönen Blume landen, die wunderbar duftet.“ – „ich wünsche mir ins weite Meer zu fallen und auf den Wellen zu reiten.“
Malasuerte versuchte, seine Angst nicht zu zeigen.

Als sie losgelassen wurden und die Erde immer näher kam, konzentrierte er sich auf die Strassen, die er auf jeden Fall meiden wollte. Dann sah er nur noch einen Gully, in dem er auf keinen Fall landen wollte. Und er fiel geradewegs hinein.
Unzählige Male.
Immer und immer wieder.
Darum war er es so leid, diese Reise zur Erde zu machen und immer wieder das Gleiche zu erleben…

Heute sollte er aber seine Chance bekommen. Nur wusste er noch nichts davon.

Auf dem Flug Richtung Sonne begegnete er Buenasuerte. Dieser strahlte mit der Sonne um die Wette und fragte Malasuerte, ob er nicht glücklich gewesen sei auf der Erde.
„Glücklich… - was ist das?“, fragte Malasuerte.
Jetzt war es an Buenasuerte, verwundert zu schauen.
„Wenn ich Richtung Erde fliege, ist eine sprühende Freude in mir. Ich freue mich, all diese Bäume, Pflanzen und bunten Blumen zu sehen.
Manchmal überlege ich, wem ich mein Wasser am liebsten schenken möchte. Dann bitte ich den Wind, mich dorthin zu bringen. Manchmal macht es ganz einfach Spass, auf dem Kopf eines Menschen zu landen oder hoch oben auf einem Dach oder im weiten Meer.“
Malasuerte muss wohl ein sehr trauriges Gesicht gemacht haben. Jedenfalls wollte Buanasuerte nun genau wissen, welche Erfahrungen er bisher auf der Erde gemacht habe.

Weil sich Malasuerte sich bei Buenasuerte sicher fühlte, berichtete er ihm von seinem Unglück. Buenasuerte schaute ihn mit einem durchdringenden, geheimnisvollen Blick an, der aber gleichzeitig sehr wohlwollend war, und sagte:
„Die Angst führt dich genau dort hin, wohin du nicht willst. Du erschaffst selbst immer wieder das Gleiche und meinst, es sei dein Schicksal. Nun, ich kenne ein Geheimnis, wie man Schock auflöst. Das ist es nämlich: Seit deinem Fall auf die Erde hast du einen Schock und starke Angstmuster. Willst du das verändern?“ – „Natürlich möchte ich, aber ich bezweifle, dass das möglich ist.“ – „Wenn du auch diese Zweifel auflösen kannst, wird es natürlich leichter gehen und du wirst mehr Erfolg haben.
Also, mache Folgendes: Sobald du aus der Wolke austrittst und hinunter fliegst, beginnst du, dich spiralförmig gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Atme dabei ruhig und denke an die alten negativen Erfahrungen. Die Spirale löst alles auf. Du wirst sehen, dass die Bilder die Macht verlieren und du ruhig und gelassen wirst. Aber du musst dich entscheiden, alles loszulassen. Und glaube daran, halte es für möglich!“

Malasuerte spürte, wie in ihm ein neues Gefühl erwachte. Immerhin war es ja ein Versuch wert.
Beim Start aus der Wolke konzentrierte er sich sofort auf die Drehbewegung gegen den Uhrzeigersinn. Und es ging leichter, als er gedacht hatte. Nun dachte er an die Strasse, an die Gullys und die dunklen Orte unter der Erde.
Er spürte, wie die Angst aufstieg. Einen Moment lang glaubte er, von dieser Angst wieder überwältigt zu werden. Aber er zwang sich, ruhig zu atmen und sich weiter spiralförmig zu drehen.
Und es war unglaublich!
Er spürte, wie die Angst sich allmählich auflöste. Die bedrückenden Bilder wurden immer kleiner und verschwanden schliesslich.
Er tanzte vor Freude in der Luft und merkte gar nicht, dass die Erde immer näher kam.

Schliesslich landete er hoch oben auf einem Baum. Er fühlte sich auf dem Blatt sicher und geborgen. Neugierig schaute er hinunter. Auf der Wiese blühten Blumen in den schönsten Farben. Er hörte Kinderlachen und Vögel pfeifen. Das Leben war einfach wunderbar!
Er hätte ewig auf diesem Blatt bleiben mögen, um die Welt zu bewundern. Aber irgendwann wurde er von der Sonne wieder emporgehoben.

Es fügte sich wunderbarerweise (wie hätte es anders sein können, Malasuerte war ja nun auf seinem Glückspfad, wo es viele wunderbare Fügungen gibt), dass Malasuerte wieder Buenasuerte traf.
Er berichtete ihm von seinen glücklichen Erfahrungen und dankte ihm für die wertvolle Hilfe.
„Von jetzt an heisse ich Suerte (Glück) und nicht mehr Malasuerte (Unglück)!“ sagte er mit Stolz.

Buenasuerte gab ihm einen weiteren Rat: „Du kannst noch mehr tun: Du kannst dein Ziel bestimmen. Du kannst kreieren, was du willst. Du kannst es über deine Gedankenkraft tun. Mach einen Spiralflug im Uhrzeigersinn und lenke deine Gedanken auf das, was du willst. Stell dir vor, wie du genau dort landest, wo du möchtest. Verbinde dich mit dem Wind. Er ist dein Freund. Mit Mut, Gedankenkraft, Vertrauen und Begeisterung kann dir Unglaubliches gelingen.“

Diesmal konnte es Suerte fast nicht erwarten, bis der Flug begann. Kaum fing er an, sich zu drehen, entstand vor seinem inneren Auge ein wunderbarer Regenbogen.
Jetzt wusste er: Sein grösster Wunsch war, durch einen Regenbogen zu fliegen und zur strahlenden, farbigen Kugel zu werden.
Er schloss die Augen und die Farben des Regenbogens wurden immer stärker. In seiner Vorstellung tauchte er hinein und fühlte eine unglaubliche Vibration und Leichtigkeit.

Als er etwas später die Augen wieder öffnete, sah er zu seinem Erstaunen, dass die Sonne gerade aufging, ihn liebevoll anstrahlte und einen grandiosen Regenbogen erzeugte.

Suerte war rundum glücklich!



(Hedy Lötscher-Gugler)